Der Bastard – Der Fürsorgezögling

November 2009
Der Bastard – Der Fürsorgezögling
Stangl, Franz Josef
Weitra: Bibliothek der Provinz. 2009. 244 S.

Abgeschoben zu werden, ist für ein Kind wohl unerträglich. Niemanden zu haben, der Schutz, Zuversicht, Zuneigung und Unterstützung anbietet, die auf positiver Bindung beruhen, ist so schlimm, dass es für jemanden, der diese Verlassenheit zu spüren bekommt, zutiefst traumatisierend sein muss. Der Autor hat sich seine Erfahrungen von der Seele geschrieben.
Er charakterisiert Menschen und Milieus mit der Präzision eines Skalpells und mit der Akribie eines Betroffenen, der weiß, wovon er schreibt. Die Gedankenwelt von Franz Stangl ist nicht immer gewaltfrei, bei weitem nicht, sie ist aber immer authentisch und sie offenbart einen Wirklichkeitsbezug, der am Rande des Erträglichen ist.
Die 50er Jahre werden durch die vorgelegte biographische Dokumentation zu einem unheilvollen Leben erweckt und ihre Darstellung wird wohl bei all denen, die diese Zeit noch erlebt haben, sehr persönliche Erinnerungen wecken. Bei jenen, die keinen Bezug zu diesen Jahren haben, mögen die Ausführungen zu mehr Verständnis für Menschen führen, die in dieser Zeit ihre Kindheit zu bewältigen hatten. Dieser Roman ist keine leichte Kost, aber immer eindrucksvoll.

 

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