September 2011
Kinderalltag
Keller, Heidi (2011) Kulturen der Kindheit und ihre Bedeutung für Bindung, Bildung und Erziehung.
Vielleicht ist es für so manche ein Aha-Erlebnis, aber die Kinder dieser Welt orientieren sich nicht mehrheitlich am Vorbild einer westeuropäischen Mittelstandsfamilie, weder in Bezug auf das, was sie üblicherweise konsumieren noch in Bezug auf das, was ihnen zugemutet bzw. zugetraut wird. Heidi Keller, die an der Universität Osnabrück forscht und lehrt, entwirft in ihrem Buch über Kinderalltage ein breites Spektrum von differenzierten Fokussierungen, die auf unterschiedliche kulturelle Kontexte gerichtet sind, mit Kindern als Hauptdarsteller/innen.
Sie lässt Kinder und Erwachsene sprechen, vergleicht Dialoge, analysiert Zeichnungen, erzählt Geschichten, unterlegt – ab und zu – wissenschaftliche Erklärungen, reichert einzelne Kapitel mit Schwarz-Weiß-Fotografien an, die meiner Ansicht nach dadurch noch eindrucksvoller erscheinen und schwebt sozusagen mit leichter Feder von einer Betrachtungsebene zur nächsten.
Ein gelungenes Potpourri von Einfällen, wie unterschiedliche Kontexte klar und verständlich dargelegt werden können, gekoppelt mit einer unmissverständlichen Aufforderung uns fremde Praktiken des Umgangs mit Kindern als gleichberechtigte Lebensformen zu akzeptieren.
Die Autorin mag Kinder, das ist zu spüren. Fazit: Ein originelles Buch, ein interessantes Buch, ein Buch der etwas anderen Art, aber wirklich gut zu lesen. cv
Berlin – Heidelberg: Springer. 169 S, € 30,79